Was ist da auf unseren Straßen los? Über besondere Steine auf unseren Gehwegen

Bürgermeisterin Ulrike Schmidt (von links), die Beauftragten für Menschen mit Behinderung der Gemeinde Henstedt-Ulzburg Uta Herrnring-Vollmer und Britta Brünn sowie der Vorsitzende des Seniorenbeirats Wilfried Balschuhn.

Seien Sie ehrlich, haben Sie sich nicht auch in letzter Zeit immer mal wieder gefragt, was ist das da eigentlich auf unseren Gehwegen? Was sollen diese weißen Steine und diese komischen Rillen? Die sind doch total unpraktisch und überhaupt: warum sind die nur an einigen Stellen zu finden und nicht überall?

Unser Straßenbild unterliegt einem ständigen Wandel. Besonders deutlich wird dies immer dann, wenn wir lernen, auf die Erfahrungen und Bedürfnisse unserer Mitmenschen im Straßenverkehr einzugehen und Ihnen Respekt zollen, indem wir Dinge verändern und anpassen. Dies trifft auf die Schaffung oder Verbreiterung von Radwegen genauso zu, wie auf die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen.

Also was für ein Geheimnis verbergen die markanten weißen Steine mit den Rillen und Hubbeln? Diese Steine helfen zum Beispiel Menschen mit Seheinschränkungen und erblindeten Menschen mit dem „Langstock“ (Blindenstock) im Straßenverkehr zurecht zu kommen und ihren eigenen und selbstständigen Weg zu finden.

Die in den Boden verlegten besonderen Steine unterscheiden sich durch Form, Material, Härte und Oberflächenrauigkeit und können somit mit dem Langstock und dem Schuhwerk ertastet werden. Sie übernehmen drei Hauptfunktionen: leitende Funktion (Signal: Gehen), warnende Funktion (Signal: Halt) und hinweisende Funktion (Signal: Achtung). Sie werden bewusst sparsam eingesetzt und zwar nur dort, wo ein gefahrloser Aufenthalt sichergestellt ist, also nicht auf der Fahrbahn oder auf dem Radweg.

Die beiden Grundstrukturen von Bodenindikatoren sind Rippen und Noppen. Die Rippen können in Gehrichtung oder gegen die Gehrichtung verlegt werden, je nach Bedeutung und Funktion des Bodenindikators. So ergeben Rippen in Gehrichtung einen Leitstreifen. Richtungsfelder vor Fahrbahnquerungen mit Rippen in Gehrichtung zeigen die Querungsrichtung an. Auffindestreifen über die gesamte Gehwegbreite mit Rippen in Gehrichtung weisen auf seitlich gelegene Ziele (z.B. Haltestellen, Treppen, Eingänge und Beginn und Ende eines Blindenleitsystems) hin. Einstiegsfelder an Haltestellen (mit Rippen parallel zum Bord) markieren in der Regel den vorderen Einstieg in den Bus oder in die Bahn, Sperrfelder mit Rippen parallel zum Bord kennzeichnen Bordhöhen, die kleiner als 3 cm sind.

Die Noppen sind in der Regel Kegelstümpfe, Kugelkalotten oder bei ausgefrästem Naturstein Pyramidenstümpfe. Die Noppen sind in einem diagonalen Muster zu verlegen, so dass eine Verwechslung mit einem Rippen-Bodenindikator vermieden wird. Aufmerksamkeitsfelder warnen vor Gefahrenstellen wie beispielsweise Hindernissen und Niveauwechseln (z.B. Treppen), sie können aber auch ungesicherte Querungsstellen anzeigen.  Abzweigefelder zeigen dagegen einen Richtungswechsel im Leitsystem an.

Faszinierend für Sehende, über welche Informationen Gehwege und Haltestellen von Bussen und Bahnen verfügen! Die Tiefbauabteilung der Gemeinde Henstedt-Ulzburg achtet seit vielen Jahren darauf, dass unsere Gehwege behindertengerecht umgestaltet werden, sobald diese bautechnisch angefasst werden müssen. Bei der Neuplanung einer Straße ist die behindertengerechte Ausgestaltung immer ein Thema.

Ein kompaktes Beispiel für diese besonderen Steine und Rillen bietet die neue Querungshilfe in der Straße „Am Bahnbogen“ und die Zuführung dorthin. Gehen Sie ruhig mal hin und schauen sich dort um. Sie werden erstaunt sein, wo Sie dann plötzlich überall diese Steine in unserer Gemeinde entdecken werden. Viel Spaß dabei wünschen Ihnen

Britta Brünn und Uta Herrnring-Vollmer

(Beauftragte für Menschen mit Behinderung der Gemeinde Henstedt-Ulzburg)

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