Aktionswoche gegen Gewalt zum 25. November 2023

„WenDo“: Selbstbehauptungstraining für Frauen mit Beeinträchtigungen

Inklusionsbeauftragte Uta Herrnring-Vollmer, Frauenbeauftragte Carmen Schulz, Frauenbeauftragte Sabine Fuhlendorf und Gleichstellungsbeauftragte Svenja Gruber (von links)

Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen jährt sich am 25. November bereits zum 42. Mal. Das damalige Ziel, Frauenrechte zu stärken, besteht leider auch heute noch. Nach wie vor sind Frauen und Mädchen von Zwangsprostitution, sexuellem Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung, Beschneidung, häuslicher Gewalt, Zwangsheirat, geschlechtsselektiver Abtreibung, weiblicher Armut und Femiziden betroffen.

„In diesem Jahr machen Aktionen in Henstedt-Ulzburg auf die besondere Betroffenheit von Frauen mit Behinderungen aufmerksam: Frauen und Mädchen mit Behinderungen sind doppelt so häufig von jeglichen Formen von Gewalt betroffen wie Mädchen und Frauen ohne Beeinträchtigungen“,

so die Inklusionsbeauftragten Uta Herrnring-Vollmer und Britta Brünn. Demgegenüber hätten Frauen mit Behinderungen jedoch nur eingeschränkten Zugang zum Hilfesystem.

„Beratungseinrichtungen und die gesamte Gesellschaft müssen inklusiver werden“,

fordern sie.

Seit 2017 ist gesetzlich verpflichtend, dass jede Werkstatt für Menschen mit Behinderung eine Frauenbeauftragte bereitstellt, die Ansprechperson für von Gewalt und grenzüberschreitendem Verhalten betroffene Frauen ist. Carmen Schulz und Sabine Fuhlendorf sind beide seit einigen Jahren Frauenbeauftragte in der Werkstatt der Segeberger Wohn- und Werkstätten des Landesvereins für Innere Mission Schleswig-Holstein in Kaltenkirchen.

„Wir wurden von den Frauen als Frauenbeauftragte gewählt“,

sagen beide mit Stolz.

„Wir fragen häufig bei den Frauen in den Werkstatten nach, ob alles in Ordnung ist“,

so Sabine Fuhlendorf.

„Die Frauen können zu uns kommen und wir können im Vertrauen sprechen“,

erklärt Carmen Schulz. Derzeit sind noch nicht alle Posten in den Werkstätten im Umkreis mit Frauenbeauftragten besetzt, es werden noch dringend weitere Frauen gesucht, die Frauenbeauftragte in ihrer Werkstatt werden möchten.

„Frauenbeauftragte erfüllen als vertrauensvolle Ansprechpersonen in ihren Werkstätten eine sehr wichtige Funktion. Aber es braucht noch mehr“,

findet Svenja Gruber.

„Auch im Bereich ‚Wohnen‘ der Behindertenhilfe ist eine Implementierung von Frauenbeauftragten dringend erforderlich, damit Frauen bei grenzverletzendem Verhalten eine niedrigschwellige und vertrauliche Anlaufstelle auch in ihrem Zuhause haben.“

Vor diesem Hintergrund finden in Henstedt-Ulzburg in der Aktionswoche gegen Gewalt an Frauen und Mädchen vom 20. bis zum 26. November verschiedene Veranstaltungen in Kooperation der Gleichstellungsbeauftragten, der Inklusionsbeauftragten und dem Rauhen Haus in Henstedt-Ulzburg statt:

„WenDo – Meine Grenzen bestimme ICH!“
Am Donnerstag, 23. November, findet von 17 bis 20.30 Uhr im Kulturtreff des Rauhen Hauses, Wilstedter Straße 136h in Henstedt-Ulzburg ein „WenDo“-Selbstbehauptungstraining für Frauen mit Behinderungen statt. Anke Peters ist erfahrene Trainerin.
Was ist „WenDo“?

„‘WenDo‘ bedeutet: Weg der Frauen oder Frauen in Bewegung. ‚WenDo‘ knüpft an die eigenen Stärken, Bedürfnisse und Fähigkeiten an, so werden individuelle Lösungen erlernt, sich zu behaupten, zu schützen und zu wehren. Im ‚WenDo‘ werden Handlungen und Strategien eingeübt, sich gegen alltägliche Grenzüberschreitungen, Diskriminierung und Gewalt durchzusetzen“,

erklärt Anke Peter.

„Jede Frau kann ‚WenDo‘ lernen, ganz gleich welchen Alters oder welcher körperlichen Fähigkeiten. Das Training findet im geschützten Raum statt, dort können Erlebnisse, Erfahrungen und Strategien ausgetauscht und erprobt werden. Alle Frauen sind herzlich willkommen.“

Die Plätze sind begrenzt, eine verbindliche Anmeldung nimmt Svenja Gruber unter svenja.gruber@h-u.de oder unter 04193/963-170 entgegen. Eine Assistenz oder Unterstützung ist willkommen. Für einen Snack und Getränke ist gesorgt.

Logo Bundesweite HilfetelefonGewalt kommt nicht in die Tüte
Zum 20. Mal findet in diesem Jahr die Aktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ mit der neuen kürzeren Nummer 116 016 des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“ statt. Es ist eine gemeinsame Aktion des Landesinnungsverbandes des Bäckerhandwerks Schleswig-Holstein und der Landesarbeitsgemeinschaft der hauptamtlichen kommunalen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten, der KIK-Netzwerke und der lokalen Bündnisse gegen Gewalt unter dem Schirm der Gleichstellungsministerin Aminata Touré.

„Auch in diesem Jahr ist Innungsmitglied und Traditionsbäckerei Wagner aus Henstedt-Ulzburg wieder dabei“,

freut sich Svenja Gruber.

„Bäckerei Wagner engagiert sich seit vielen Jahren gegen Gewalt an Frauen und spendet wieder Brötchen in den Tüten mit der neuen Nummer des Hilfetelefons, die in diesem Jahr – passend zum Schwerpunkt – in den Werkstätten und Wohneinrichtungen der Behindertenhilfe in Henstedt-Ulzburg zusammen mit Informationsmaterial verteilt werden.“

Bäckerei Wagner hat 2022 die Filialen von Bäckerei Rathjen in Henstedt-Ulzburg und Norderstedt erfolgreich übernommen.
Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ ist ab sofort unter der neuen kürzeren Nummer 116 016 erreichbar. Das Beratungsangebot ist weiterhin anonym, kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten. Die bisherige Rufnummer 08000 116 016 bleibt bis auf weiteres parallel bestehen.

Informationen im Rathaus Henstedt-Ulzburg
Während der Aktionswoche liegen im Rathaus spezielle Informationsmaterialen in leichter und schwerer Sprache und Give-aways zu häuslicher Gewalt und Stalking im Eingangsbereich zum Mitnehmen aus und machen auf Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten aufmerksam.

Nach der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) des Bundeskriminalamtes (BKA) von 2022 ist in Deutschland die Anzahl der Opfer von Häuslicher Gewalt in den letzten fünf Jahren mit 13 Prozent deutlich angestiegen: 25,4 Prozent aller in der PKS erfassten Opfer (948.043) sind Opfer von Häuslicher Gewalt (240.547).

„Ein Viertel aller Opfer sind damit Opfer von häuslicher Gewalt, jedes vierte Opfer ist Opfer von häuslicher Gewalt – das ist erschreckend und verdeutlicht den akuten Handlungsbedarf“,

findet Gleichstellungsbeauftragte Svenja Gruber.

„Und dies sind nur die Hellzahlen – die Dunkelzahlen werden weit höher liegen“,

ist sich Svenja Gruber sicher. Statistisch sind dabei zwei Drittel Opfer von Partnerschaftsgewalt und ein Drittel Opfer von innerfamiliärer Gewalt. Tatverdächtige sind bei Partnerschaftsgewalt der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik zu 78,3 Prozent männlich. Häusliche Gewalt ist die am weitesten verbreitete Form der Gewalt gegen Frauen und umfasst alle gesellschaftlichen Schichten. Risikofaktoren sind neben Trennung und Trennungsabsicht auch Gewalterfahrungen in der Kindheit und Jugend.

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