Frauen Leben Freiheit – Jin, Jiyan, Azadî – ژن، ژیان، ئازادی

Kunstausstellung im Rathaus zum Internationalen Frauentag 2023

Michelle Behrens, Wenzel Waschischeck und Svenja Gruber zusammen mit der iranischen Künstlerin Feri Tabrisi

Jedes Jahr am 8. März wird weltweit der Internationale Frauentag gefeiert. Dabei hat sich die Bedeutung des Weltfrauentags in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte oftmals gewandelt. Inspiriert durch die Demonstrationen amerikanischer Frauenrechtlerinnen und Sozialistinnen für ein allgemeines Frauenwahlrecht im Jahr 1908 etablierte sich der Internationale Frauentag durch die deutschen Sozialistinnen Clara Zetkin und Käte Duncker auch in Europa. So wurde der erste Frauentag am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn und der Schweiz gefeiert.

Damals stand die Forderung nach politischen und bürgerlichen Rechten für Frauen, wie das Recht auf Bildung, die Einführung des Frauenwahlrechts und die Teilhabe an der politischen Macht, im Mittelpunkt. Heutzutage betreffen die zentralen Forderungen die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen sowohl an politischen und gesellschaftlichen Prozessen als auch innerhalb des Erwerbslebens. Es wird außerdem gefordert, der weltweiten Unterdrückung und Gewalt gegen Frauen Einhalt zu gebieten.


So steht der Internationale Frauentag 2023 am 8. März, den die beiden Integrationsbeauftrag­ten Michelle Behrens und Wenzel Waschischeck zusammen mit der Gleichstellungsbeauftrag­ten Svenja Gruber in Henstedt-Ulzburg organisieren, im Zeichen der Solidarität mit den feminis­ti­schen Protesten im Iran und Afghanistan und fordert ein Ende von patriarchaler und repressi­ver Staatsgewalt, die Macht, Gewalt und Kontrolle auf das Leben und den Körper von Men­schen, insbesondere von Frauen, ausübt.

Zum Internationalen Frauentag werden zwei Kunstprojekte der iranischen Künstlerin Feri Tabri-si gezeigt: Am 8. März selbst präsentiert Feri Tabrisi ab 10h Fotos und Biographien von afgha­ni­schen und iranischen Frauen im Pavillon auf dem Marktplatz in Ulzburg. Frauen aus der af­ghani­schen und iranischen Community in Henstedt-Ulzburg werden ebenfalls vor Ort sein, um mit Bürgerinnen und Bürgern über die Situation in ihrem Heimatland ins Gespräch zu kommen. Alle sind herzlich eingeladen vorbeizukommen und an Gesprächen und „Kunst im öffentlichen Raum“ teilzuhaben.

Außerdem gastiert die Installation „Säulen“ der iranischen Künstlerin vom 6. bis zum 14. März im Foyer des Rathauses in Henstedt-Ulzburg. Feri Tabrisi, die mit Unterstützung der Ge­meinde in Henstedt-Ulzburg und der VHS Henstedt-Ulzburg die Kunststation in der Maurepas­straße 78 eingerichtet hat, um Menschen aus verschiedenen Kulturen miteinander zu verbin­den, legt bei Ihrer Installation den Fokus auf die Unterdrückung von Frauen durch frauenfeindli­che Gesetze und Regelungen im Iran und in totalitären Regimen weltweit:

Die Installation „Säulen“ der Künstlerin zeigt eine zwischen vielen Säulen stehende Frau, ihr Kopf ist halb mit einem Kopftuch bedeckt, halb mit einem goldenen Kopf, der für Wissen und Bildung steht. Trotzdem dürften Frauen in vielen Ländern der Welt nicht alle Berufe ausüben oder eigene Entscheidungen treffen. Jede Säule stehe für ein oder mehrere Gesetze oder Rege­lungen, die Frauen einschränken. „Zum Beispiel dürfen Frauen im Iran nicht alleine reisen bzw. nur mit Erlaubnis eines männlichen Familienmitglieds“, führt Feri Tabrisi aus, auch der Zugang zu Universitäten sei für Frauen begrenzt. „Am schlimmsten jedoch ist“, findet die Künstlerin, „die Reduzierung von Frauen auf ihren Körper und als Sexobjekt.“

Gleichstellungsbeauftragte Svenja Gruber sieht die Installation „Säulen“ genau in diesem größe­ren Zusammenhang: „Weltweite feministische Kämpfe für körperliche Selbstbestimmung, für das Recht auf Abtreibung, reproduktive Rechte, wie freien Zugang zu Verhütungsmitteln, sowie das Recht zu entscheiden, ob und wie einen Hijab getragen wird, sind miteinander verbunden. Körperliche Selbstbestimmung darf nirgends ein Todesurteil sein.“ Für Jîna Amini, die junge Kurdin im Iran, die am 16. September 2022 in der Haft ihren schweren Verletzungen erlag, weil sie ihren Hijab angeblich falsch getragen hat, und für viele andere Frauen war es genau das: ihr Todesurteil.

Feri Tabrisis Kunstprojekte sollen zum Nachdenken und Austausch anregen und gemeinsame Solidarität mit Frauen weltweit fördern.

Die Kunststation, in der die Installation ab 15. März wieder beheimatet sein wird, befindet sich in der Maurepasstraße 78, sie ist freitags von 16-18 Uhr geöffnet und alle sind willkommen.

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