Gemeinde Henstedt-Ulzburg schafft neue Lebensräume für Insekten

Henstedt-Ulzburg schafft neue Lebensräume für Insekten

Immer weniger Bienen, Fliegen und Schmetterlinge. Der Rückgang bei den Fluginsekten ist dramatisch, mancherorts beträgt er bis zu 80 Prozent. Die Gründe für das Insektensterben sind vielfältig. Dazu gehören einerseits der verstärkte Einsatz von hochwirksamen Insektiziden, anderseits aber auch die Fragmentierung und Zerstörung von Lebensräumen für diese wichtigen Kleinstlebewesen.

Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg möchte dem Insektensterben aktiv entgegenwirken, indem sie neue Lebensräume für Insekten schafft und bereits bestehende verbessert. Ein gutes Beispiel hierfür ist die in den vergangenen Jahren erfolgte Neuanlage von Blüh- und Bienennährflächen im Gemeindegebiet.

„In den zurückliegenden Jahren haben meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter umfangreiche Erfahrungen hinsichtlich der Anlage und Unterhaltung solcher Habitate gesammelt“, sagt Bürgermeister Stefan Bauer. In enger Zusammenarbeit mit dem Sachgebiet Grünplanung wurden vom Baubetriebshof drei größere Flächen im Gemeindegebiet identifiziert und untersucht, welche Maßnahmen hier getroffen werden können, um dem Insektensterben entgegenzuwirken und damit nachhaltig die Artenvielfalt zu erhöhen.

„Um eine fundierte Einschätzung der Flächen vorzunehmen, haben wir uns externe Unterstützung vom Land dazugeholt“, erläutert Katja Rihm. „Arne Drews ist zuständig für den fachlichen Artenschutz in Schleswig-Holstein beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) und wird die Gemeinde auch zukünftig bei der Schaffung von neuen Lebensräumen für Insekten beraten.

Geeignete Flächen und Maßnahmen

Bei den drei als geeignet befundenen Flächen handelt es sich um eine Ausgleichsfläche an der Schniederkoppel, eine Fläche zwischen Rhinkatenweg / Kiefernweg und Hamburger Straße und eine Fläche an der Abschiedskoppel.

An der Schniederkoppel ist ein etwa 2.500 großer Teil als Ausgleichsfläche festgelegt. Hier soll in Zukunft eine Streuobstwiese Nahrung für Insekten und Kleinlebewesen bieten. Es ist geplant, auch den Rest der Fläche als Streuobstwiese anzulegen und den vorhandenen Knickbestand zu ergänzen. Außerdem sollen hier Offensandbereiche mit Hangneigung geschaffen werden.

„Die Obstblüte ist im Frühjahr eine erste wichtige Nährquelle für die Bienen“, erläutert Katja Rihm. „Die Blühflächen zwischen den Obstbäumen sollen so angelegt werden, dass hier über das Jahr verteilt eine Nahrungsquelle für diese Insekten entsteht. Die offenen Sandflächen bieten unter anderem für im Boden nistende Wildbienenarten ein wichtiges Habitat.“

Die zweite Fläche ist zwischen Rhinkatenweg / Kiefernweg  und Hamburger Straße gelegen. Bei einem Ortstermin mit Herrn Drews vom LLUR wurde festgestellt, dass die Fläche sich in Bezug auf die Artenvielfalt in einem sehr guten Zustand befindet. Hier ist es das Ziel der Gemeinde, den Ist-Zustand zu halten. Eine für die Fläche geplante Bepflanzung mit weiteren Obstbäumen wurde deshalb auf einen anderen Standort verschoben. Allerdings werden hier bereits abgestorbene Obstgehölze ersetzt.

Bei der Fläche an der Abschiedskoppel handelt es sich um eine Obstwiese und einen neu anzulegenden Teil Wiesenfläche am Wanderweg. Ein Teil der Fläche ist dicht mit Obstbäumen bepflanzt und wird selten gemäht. Durch die dichte Bepflanzung und die daraus folgende Beschattung und Eutrophierung, sowie die späte Mahd haben sich hier nur Gräser entwickelt. Der Teil soll von jetzt an häufiger im Grünschnitt gemäht werden und das Schnittgut abtransportiert werden, um neben den vorhandenen Gräsern auch blühenden Wildstauden eine Chance zur Etablierung zu geben.

„Außerdem werden wir auf dieser Fläche Bienenstöcke aufstellen. Hierzu wurde bereits eine Kooperation zwischen der Schule, der Gemeinde und einer Imkerin auf den Weg gebracht“, erläutert Bürgermeister Bauer. „Damit erreichen wir, dass die Fläche wieder im Rahmen des HWS-Unterrichtes (Heimat-, Welt- und Sachkunde) durch die Schule genutzt werden kann.“

Der andere Teil der Fläche ist zurzeit Wiese und wird von Hundehaltern viel genutzt. Das soll sich nach Vorstellung der Gemeinde auch in Zukunft nicht ändern. Auf der Fläche werden stattdessen Ersatzpflanzungen, resultierend aus der Baumschutzsatzung, vorgenommen, eventuell in Verbindung mit Testpflanzungen für neue Straßenbaumarten.

Die zwischen den Teilflächen befindliche ehemalige Viehtränke hat sich im Laufe der Jahre zu einem Feuchtbiotop entwickelt, das es besonders zu schützen und zu fördern gilt. Die Wasserstelle wird im Zuge der Überarbeitung der Fläche im Winter hergerichtet, wobei in den direkten Randbereichen Stein- und Totholzhaufen angelegt werden, um die Lebensräume für Insekten und Amphibien zu verbessern. Nach der Herrichtung wird die Wasserstelle dauerhaft eingezäunt.

Ziel: Innergemeindliches Verbundsystem

In der Zukunft werden weitere Flächen im Gemeindegebiet identifiziert, die geeignet sind mit geringem Aufwand dem Insektensterben entgegenzuwirken und die Artenvielfalt zu fördern. Hierbei sollen auch kleinste, ungenutzte Einzelflächen (ggf. auch wenige Quadratmeter groß) im Gemeindegebiet identifiziert werden. Langfristiges Ziel ist es, innergemeindlich ein „Verbundsystem“ solcher Kleinstbiotope zu schaffen.

Die Kosten zur Herstellung und Anlage der Ausgleichfläche Schniederkoppel sind im Haushalt 2019 mit 100.000 Euro berücksichtigt. Weitere mit den Maßnahmen, wie zum Beispiel die Arten- oder die Entwicklungsdokumentation der Einzelflächen sollen durch kostenfreie Kooperationen mit NABU, BUND oder den Universitäten Kiel und Hamburg erfolgen. Diesbezüglich haben erste Gespräche bereits stattgefunden.

Im Rahmen der kommenden Umwelt- und Naturschusssitzung der Gemeinde Henstedt-Ulzburg am 4. Februar 2019 wird Arne Drews vom LLUR für Erläuterungen und Hintergrundinformationen zur Bedeutung der Insekten und Artenvielfalt unter Berücksichtigung der heutigen Umstände und Umwelteinflüsse zur Verfügung stehen. Die Sitzung ist öffentlich und findet im Rathaus ab 18:30 Uhr in Sitzungsraum 1.22 statt.

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